Beim Kaffeekränzchen ist das Einkommen einer Klatschtante die Wertschätzung, die sie von anderen Klatschtanten erhält. Eine Klatschtante kann ihr Einkommen beispielsweise erhöhen, indem sie viele Dinge erzählt, die von anderen wertgeschätzt werden. Je mehr Informationen sie preisgibt und je wertvoller diese sind, desto höher die Wertschätzung (= Einkommen) durch die Gruppe. Wie sieht es nun mit dem „bedingungslosen Grundeinkommen“ aus?

Beim bedingungslosen Grundeinkommen handelt es sich um ein Einkommen, das jeder Bürger vom Staat ohne Gegenleistung erhält, um seine Existenz zu sichern. Ins Verbalesische übersetzt ist also das bedingungslose Grundeinkommen nichts Geringeres als die Menschenwürde. Jede Klatschtante beim Kaffeekränzchen wird also allein aufgrund ihres Menschseins wertgeschätzt, egal, was und wie viel sie zum Kaffeeklatsch beiträgt.

Artikel 1, Absatz 1, Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Ins Monetärische übersetzt, lautet der Satz: „Das Grundeinkommen ist unantastbar. Es zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Die Einführung und Sicherung eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre also nur folgerichtig. Dass dies bisher nicht geschehen ist, liegt daran, dass wir im Bezug auf unser Zusammenleben andere Wertmaßstäbe anlegen als im Bezug auf unsere Wirtschaft.

Um es etwas anschaulicher zu formulieren: Hinsichtlich unseres Wirtschaftssystems (freie Marktwirtschaft) orientieren wir uns am Recht des Stärkeren. Doch hinsichtlich unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens richten wir uns nach den Wertmaßstäben der Aufklärung.