Ich muss gestehen, dass ich von Geldsystemen und Geldpolitik so ziemlich Null Ahnung habe. Da mich das Thema aber in letzter Zeit zu interessieren begann,...
Gedanken zu diversen Beiträgen aus folgendem Forum (heute nicht mehr existent):
http://www.f27.parsimony.net/cgi-bin/topic-flat.cgi?Nummer=67523&Phase=Phase1&ThreadNummer=13220
Neue Geldsysteme
Ich muss gestehen, dass ich von Geldsystemen und Geldpolitik so ziemlich Null Ahnung habe. Da mich das Thema aber in letzter Zeit zu interessieren begann, habe ich mal ein bisschen über den einen oder anderen Satz von Euch nachgedacht, um mir selbst ein bisschen Klarheit zu verschaffen. Dabei möchte ich das Thema einmal von einer etwas anderen Seite betrachten und, wenn nötig, ein paar naive Fragen und Sätze von mir geben, auch auf die Gefahr hin, als DAU dazustehen. Aber die muss es ja schließlich auch geben, damit sich andere als KAU (Klügste Anzunehmende User) fühlen können.
King Henry. schreibt: „Gier und ähnliche Dinge sind im spirituellen Bereich zu behandeln. Nicht beides in einen Topf werfen.“
Doch genau das tue ich nun mal, weil ja Geld und alles, was dran hängt, unserem Spirit entspringt. Schließlich hat sich das Geld nicht unser Arsch ausgedacht, sondern unser Kopf. Das heißt: Geld, Schulden, Zinsen, usw. sind Dinge, zu denen es auf der gedanklichen, emotionalen und körperlichen Ebene eine Entsprechung geben muss.
Geld
Geld ist ein Tausch-mittel. Oder anders: Ein Mittel, um etwas auszutauschen. Das gleiche gilt auch für die Sprache (im weitesten Sinne). Auch sie ist ein Mittel, um etwas auszutauschen. Gedanken, Gefühle, geistige Inhalte, etc.
Sobald sich zwei Menschen begegnen, beginnt die Kommunikation. Der Austausch von Information, ob bewusst (beabsichtigt) oder unbewusst (unbeabsichtigt).
Bei diesem Austausch kann es vorkommen, dass beide Kommunikationspartner mit dem Gespräch zufrieden sind (alles ist ausgeglichen), es kann aber auch sein, dass einer – oder beide – meinen, der andere würde ihm etwas schuldig bleiben. Wobei wir bei den Schulden angelangt wären.
Schulden
Die Menschen tauschen aber nicht nur verbal Informationen aus, sondern auch nonverbal. Dabei sind Gefühle im Spiel. Und zwar bei jeder Art von Beziehung. Und je intensiver der Austausch wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass beide Schuld(-en) auf sich laden. Dies macht Beziehungen oft schwierig und kompliziert.
Doch gehen wir einmal weg vom rein verbalen oder emotionalen Austausch, hin zum Austausch von Gefälligkeiten (in der Wirtschaft Dienstleistung genannt). Eine Person A bittet ihren Nachbarn (Person B) um eine Gefälligkeit. Person B erweist Person A die Gefälligkeit. Person A ist zufrieden. Ist es Person B nun tatsächlich Wurscht, ob Person A ihr im Gegenzug auch eine Gefälligkeit erweist, gibt es keine Probleme. Doch in der Regel sind die Menschen nicht so selbstlos. Auf irgendeine Art muss ein Ausgleich erfolgen. Wenn dieser Ausgleich ausbleibt, dann wird Person B gegenüber Person A im Laufe der Zeit immer missmutiger, weil Person B das Gefühl hat, Person A sei ihr noch etwas schuldig. Und je länger es dauert, bis Person A diese Schuld begleicht, desto größer wird die Schuld in den Augen von Person B. Person B ist dann vielleicht so stinksauer, dass sie sagt: „Nee, mit nur einer kleinen Gefälligkeit ist es jetzt nicht mehr getan. Der muss mir wenigstens noch ein Bier ausgeben.“ Wobei wir bei den Zinsen angelangt wären.
Zinsen
Sicher kennt jeder von Euch das Gefühl: Je länger man ein anstehendes kleines Problem ignoriert, desto größer wird es. Am Ende ist es so groß, dass man es gar nicht mehr bewältigen kann. Man kann es nicht mehr bearbeiten oder verarbeiten (wobei wir auch die Arbeit ins Spiel bringen, die ja so häufig mit dem Kapital verknüpft wird). Weil man seine Schuldigkeit nicht rechtzeitig getan hat, wird die eigene Schuld an den bevorstehenden Folgen des Problems immer größer. Und dann sagt irgendwann einer – ob die Natur, der Nachbar oder der Arbeitskollege: „Das zahlst Du mir zurück, mit Zins und Zinseszins!“
Es gibt ja auch noch andere Redensarten, die auf den Zusammenhang zwischen Schuld und Schulden sowie Geld und Sprache hinweisen.
„Jemand hat viel auf dem Kerbholz.“
… Was nichts anderes sagt, als dass er sich viel zu Schulden kommen ließ. Auf dem Kerbholz markierte man früher die monetären Schulden.
„Mit dem hab ich noch ne Rechnung zu begleichen.“
… Was nichts anderes sagt, als dass da irgendeine Art Schuldigkeit noch nicht ausgeglichen wurde.
„Jemand legt jedes Wort auf die Goldwaage.“
… Dies sagt zwar aus, dass jemand ziemlich kleinlich im Bezug auf den verbalen Austausch ist. Aber schon die Tatsache, dass man hier Worte auf die Waage legt, also gegeneinander aufwiegt, weist auf die Verwandtschaft zum Geld oder anderen Tauschgütern hin.
Johannes schreibt: „Der Zins, der einer Währung anhaftet, besteht aus zwei Teilen, nämlich … der Gebühr, die der Herausgeber des Geldes für das Inverkehrbringen des Geldes verlangt und …“
Auch diese Gebühr ist nachvollziehbar und hat eine Entsprechung zum verbalen und nonverbalen Austausch. Denn um sich austauschen zu können, muss man erst einmal eine Sprache erlernen. Das heißt, man muss selbst einen Aufwand erbringen, um überhaupt kommunizieren zu können. Und nicht nur man selbst muss einen Aufwand erbringen, sondern auch Eltern, Lehrer und andere Personen, von denen man die Sprache erlernt. Und wenn man sich mit Menschen anderer Nationen austauschen will, ist der Aufwand noch größer, da man sich eine fremde Sprache aneignen muss. Diese fremde Sprache entspricht der Fremdwährung.
Was ist also falsch am bestehenden Geldsystem?
Es spiegelt doch genau unsere Verhaltens- und Erlebnismuster wider, die wir im Bezug auf unser Wertesystem sowie unsere persönlichen und gesellschaftlichen Beziehungen haben.
Wenn einer von Euch garantieren kann, ab heute NIE MEHR irgendeine SCHULD auf sich zu laden, sondern stattdessen seine bestehende SCHULD gänzlich zu tilgen, dann wäre er reif genug, mit jedem Geldsystem schuldenfrei umzugehen.
Wer aber von Euch nicht garantieren kann, künftig keine SCHULD mehr auf sich zu laden, wird seinen Beitrag dazu leisten, jedes bestehende Geldsystem zu beschmutzen, je nach dem, wie viel Dreck er an seinen Händen hat.
Wie verhält es sich nun mit dem Geld, das kontinuierlich an Wert verliert? Dem Geld, das die Menschen animieren soll, Geld auszugeben, statt es zu horten?
Ein Geldschein ist ein Schuldschein. Er zeigt – genau wie das Kerbholz - an, dass mir jemand etwas schuldig ist. Wenn dieser Geldschein an Wert verliert, dann hieße das im übertragenen Sinne, dass die Schuld, die jemand mir gegenüber hat, kleiner wird bzw. schwindet, wenn ich nicht rechtzeitig eine Gegenleistung einfordere. (Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden.) Dieses Geldsystem sagt also zum Gläubiger: „Sieh zu, dass Du Deine Ansprüche möglichst bald einforderst, damit wieder Frieden zwischen Dir und dem Schuldner herrscht. Tust Du dies nicht, machst Du Dich selbst schuldig, weshalb Dir der Anspruch auf Schuldausgleich wieder genommen wird.“ Das bestehende Geldsystem sagt dagegen zum Gläubiger: „Vermeide, dass sich der Schuldner zu früh bei Dir entschuldigt. Denn je länger Du das Begleichen der Schuld hinauszögerst, desto größer wird das Schuldgefühl bzw. die Schuld des Schuldners.“
Um es etwas biblischer auszudrücken:
Das bestehende Geldsystem verleitet den Gläubiger dazu, einen eigennützigen Gott zu spielen, der sich umso besser fühlt, je mehr Sünder bei ihm Buße tun. Das Aufbürden und Einfordern von Schuld kann hier als Machtmittel missbraucht werden. Geld ist Macht.
Das „Geldsystem mit Wertverlust“ dagegen hilft dem Sünder (Schuldner), seine Sünden auf Kosten des Gläubigers möglichst schnell wieder loszuwerden und zwar ohne, dass er dafür büßen muss. Das hört sich an wie eine Generalabsolution für alle Schuldner. Wer die Zeche am Ende zahlt, ist entweder der Gläubiger (sofern er sein Geld nicht schnell genug ausgibt) und/oder die Natur (siehe unten!), die sich aber irgendwann rächt und uns am Ende alle bezahlen lässt (mit unserer Gesundheit und unserem Leben). Ich frage mich auch, welcher selbsternannte Gott den Schuldnern auf Kosten der Gläubiger die Absolution erteilen wird und ob er sich so sehr vom selbsternannten Gott des derzeitigen Geldsystems unterscheidet.
Fragt sich nun, wo die Haken bei dem „Geldsystem mit Wertverlust“ liegen. Welche Nachteile hat es?
Zum Beispiel den, dass das Geld die Rolle eines Schwarzen Peters (Sündenbock) erhält, den man möglichst schnell wieder loswerden möchte, indem man ihn anderen unterjubelt. Da der Mensch mit der Einführung eines neuen Geldsystems nicht gleichzeitig seine Eigennützigkeit sowie sein Machtstreben usw. verliert, verlagern sich diese Eigenschaften dann lediglich auf andere Objekte. Zum Beispiel irgendwelche Güter, die sich gut eignen, Macht auszuüben. Erdöl, Erdgas, Trinkwasser, Lebensmittel, Immobilien, etc. Elementare Dinge also, die meist überlebensnotwendig sind, weil sie uns Energie zuführen oder uns Schutz und Sicherheit bieten, usw. Gerade diese Güter sind es, die auch jetzt verstärkt ins Gerede kommen. Energiekosten, Trinkwasser, Handel mit Emissionsrechten, Genfood, Hybride, etc. Ist es ein Zufall, dass man auch jetzt wieder über eine bevorstehende Geldentwertung spricht?
Eine wachsende Konzentration auf bzw. eine wachsende Wertschätzung für elementare Güter läuft synchron mit einer sich verringernden Wertschätzung für Geld. Also einer Abwertung des Geldes. Während – wie gesagt – eine Abwertung des Geldes (Geldsystem mit Wertverlust) ein wachsendes Interesse an elementaren Dingen bewirkt.
Ein weiterer Nachteil des „Geldsystems mit Wertverlust“:
Die Menschen werden nicht nur zum Konsum animiert, sondern schon fast dazu genötigt. Sie beginnen auch dann zu konsumieren, wenn sie momentan kein Bedürfnis danach verspüren. Damit sie nicht das Gefühl haben müssen, im letzten Monat umsonst gearbeitet zu haben, beschäftigen sie sich pausenlos damit, wo sie ihr Geld als nächstes loswerden können. Dies führt nicht nur dazu, dass noch mehr überflüssige Dinge gekauft werden, als bisher schon, sondern auch dahin, dass man geneigt ist, Dinge zu bezahlen, die man früher nur geschenkt genommen hätte. Dann kauft man sich halt schnell mal einen fünften Fernseher - könnte ja sein, dass die anderen vier demnächst die Grätsche machen – oder einen Plastikkugelschreiber mit Werbeaufdruck für 5 Euro. Denn: besser, das Geld ausgeben, als es wertlos werden zu lassen.
Um das Geld wieder mit der Sprache zu vergleichen, animiert dieses System dazu, pausenlos zu quatschen. Und zwar auch dann, wenn es eigentlich nichts zu sagen gibt. Dieses System gliche früher oder später einem Menschen, der zwanghaft redet, weil er glaubt, er würde an Wert verlieren, wenn er es nicht täte (Reden aufgrund eines Minderwertigkeitsgefühls). Solche Menschen wirken oft seicht und oberflächlich.
Das System führt vermutlich irgendwann zu blindem Aktionismus und Überschleunigung sowie zu einem noch extremeren Raubbau an unseren Ressourcen. Denn statt Papier, Plastik und Zahlen im Computer (Geld) will ich als Gegenleistung für meine Arbeit ja dann etwas Handfestes (Güter). Und dieses Handfeste verschlingt sicher mehr Rohstoffe, als Papier, Plastikkarten und Zahlen im Computer.
Dowjones schreibt:
„Ein Völkchen von Möchtegern-Weltverbesserern hat sich dort zusammengefunden, um gegen den Zins zu wettern, … usw. … Aber angeblich steckt er ja überall drin, der Zins, und spült die Kröten in die Taschen derer, die …“
Der Zins, der überall drin steckt
Dass dieser Zins nicht nur „angeblich“ überall drin steckt, sondern ziemlich sicher, das glaube ich auch. Denn dieser zunächst verborgene, nicht gleich offensichtliche Zins, entspricht unserer versteckten Schuld. Der Schuld also, der wir uns nicht bewusst sind bzw. für die wir unsere Augen etwas weiter öffnen müssen, um sie zu erkennen.
Und dass sich diese Schulden und Zinsen so drastisch vermehren, hat damit zu tun, dass sich die Gesellschaft als Ganzes viel zu Schulden hat kommen lassen. In diesem Schuldenberg stecken nicht nur die selbst begangenen Sünden der heutigen Weltgesellschaft, sondern auch deren Erbsünden. Und mit diesen Erbsünden wurde jede Generation in der Vergangenheit und wird jede Generation in der Zukunft konfrontiert. Und von dieser Schuld der Gesamtgesellschaft sollte jeder seinen Teil tragen, sofern er auch die Vorzüge dieser Gesellschaft nutzen möchte.
NoPasaran schreibt:
„Dieses System, das wir hier haben, beruht – unter anderem, und prominent – darauf, dass Schulden gemacht werden.“
Da stelle ich mir die Frage:
Sind Schulden etwas Schlechtes? Im Grunde eigentlich nicht. Nur die Schulden, mit denen Missbrauch getrieben wird, sind schädlich.
Denn solange ich in dieser Welt lebe und von anderen etwas bekomme, bin ich diesen anderen etwas schuldig. Und umgekehrt – so oft ich anderen etwas gebe, sind diese anderen mir etwas schuldig. Es handelt sich schlicht und einfach um den Austausch von Geben und Nehmen und der kann für beide Tauschpartner sehr bereichernd sein.
Außerdem stelle ich mir die Frage:
Ist es möglich, Schuld und Schulden aus der Welt zu schaffen?
Vermutlich nur, wenn jeder nach bestem Wissen und Gewissen versucht, seine eigene Schuld zu tilgen und evtl. anderen dabei hilft, deren Schuld zu tilgen, ohne sich bei dieser Hilfe selbst wieder etwas zu Schulden kommen zu lassen.
Viel Vergnügen bei dieser heroischen Aufgabe!
Links zum Thema:
http://www.schotter-wie-heu.de
http://www.grundeinkommen.tv
http://www.geldreform.de
http://www.wissensmanufaktur.net