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Obstkuchen auf TellerVon Wirtschaftsprofessoren und Kommunikationspsychologen, von Ehrenworten und der Golddeckung, vom Fleiß und von bedachten Worten, von Sparsamkeit und dem Schweigegelübde.


Zitat: „Es klingt ein bisschen altbacken, wenn man von einem Verfall der Wirtschaftssitten spricht. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Grundhaltung einer Nation – und nichts anderes sind Sitten – zu ihrem wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg entscheidend beiträgt. Und es scheint so zu sein, dass sich die Wirtschaftssitten in der westlichen Welt deutlich gelockert haben. Fleiß, Sparsamkeit, Ehrlichkeit und Loyalität haben nicht mehr denselben Stellenwert wie früher. Wollten junge Leute noch vor drei Jahrzehnten Ingenieure oder Ärzte werden, haben sie heute vor allem ein Ziel vor Augen: reich zu werden, egal wie und möglichst ohne Arbeit.“

Dies schreibt Max Otte in seinem Buch DER CRASH KOMMT. Herr Otte ist Wirtschaftsprofessor, was ins Verbalesische bzw. ins Kaffeekränzchen-Deutsche übersetzt so viel bedeutet wie: Professor für Kommunikationspsychologie. Man könnte auch sagen, er ist Kommunikationspsychoanalytiker, also bestens geeignet, Tante Olga und ihre Plappermäulchen zu analysieren und therapieren (siehe Tante Olgas Kaffeekränzchen – Teil 1). In erwähntem Buch macht er deutlich, weshalb er mit einer Weltwirtschaftskrise innerhalb der nächsten fünf Jahre (ab 2006) rechnet und wie man sich darauf vorbereiten sollte. Herr Otte schreibt noch andere interessante Dinge. Zum Beispiel: „Durch die leichtsinnige Geldpolitik wurde die Welt mit Liquidität geradezu überschwemmt. Die Geldmenge der Welt hat sich in den letzten dreißig Jahren mehr als vervierzigfacht, die Gütermenge nur vervierfacht.“ Was heißt dies ins Kaffeekränzchen-Deutsche übersetzt? Es heißt, dass durch die losen Mundwerke (= leichtsinnige Geldpolitik) unserer Klatschtanten das Kaffeekränzchen mit Geplappere (= Liquidität) geradezu überschwemmt wurde. Die Wort-Menge (= Geldmenge) hat sich vervierzigfacht, doch deren Inhalt (= Gütermenge) nur vervierfacht. Etwas anschaulicher ausgedrückt könnte man sagen: Es wurde viel, aber nutzloses Zeug geredet – also leeres Geschwätz produziert.

Im oben angeführten Zitat erwähnt Herr Otte auch Werte wie Fleiß, Sparsamkeit, Ehrlichkeit und Loyalität, und dass diese für den wirtschaftlichen Erfolg einer Nation ausschlaggebend seien - ins Kaffeekränzchen-Deutsche übersetzt könnte man auch sagen: sie seien ausschlaggebend für eine erfolgreiche Kommunikation innerhalb des Kaffeekränzchens. ... Was ist davon zu halten?

Fleiß:

Fleißig sein bedeutet, sich etwas zu erarbeiten. In der zwischenmenschlichen Kommunikation kann sich Fleiß darin äußern, dass man sich mit dem, was der Gesprächspartner sagt, intensiv auseinandersetzt, um sicher zu gehen, dass man ihn auch tatsächlich versteht. Fleiß kann sich aber auch darin äußern, dass man selbst sehr bedacht mit seinen Worten umgeht. Durch diese Art der Kommunikation bringt man seinem Gesprächspartner nicht nur eine angemessene Wertschätzung entgegen, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass man als Gesprächspartner selbst hoch geschätzt wird. Kurz – diese Art der Kommunikation führt zu einer beidseitigen Aufwertung der Gesprächspartner, also einem Wertzuwachs (= Gewinn).

Sparsamkeit:

Wie mit Geld, so kann man auch mit Worten sparsam umgehen, was allerdings nicht in Geiz umschlagen sollte. Wer mit Worten sparsam umgeht, plappert nicht einfach darauf los, denn: wer mehr redet, als er geistige und emotionale Inhalte produzieren kann, hat sich bald verausgabt. Seine Worte haben weniger Substanz und werden folglich geringer geschätzt. Redet jemand immer „leeres Zeug“, führt dies irgendwann zu einer dauerhaften Abwertung der Person. Das kann so weit gehen, dass man die betreffende Person nicht mehr für voll nimmt. Man sagt dann: „Ach, lass den nur reden. Der redet viel, wenn der Tag lang ist.“ Anders ausgedrückt: Dieser Mensch hat bald nichts mehr auf seinem „Wertschätzungskonto“. Problematisch wird es, wenn sein verschwenderischer Umgang mit Worten bei anderen Personen einen Schaden bewirkt. Dann lädt er u.U. Schuld auf sich und hat Schulden auf seinem „Wertschätzungskonto“.

Apropos „verschwenderischer Umgang mit Worten“ und „Schaden bewirkt“: ... Ist es nicht interessant, dass in einer Zeit, in der die Welt von einer Kommunikationsflut (Handy, Internet, etc.) heimgesucht wurde, auch die Geldflut zu einem Problem heranwuchs?

In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht ganz aufschlussreich, einmal über das Schweigegelübde nachzudenken, das sich manche Geistliche auferlegen. Es ist eine Form der Askese. Askese kommt aus dem Griechischen und bedeutet „üben, sich befleißigen“, was sich auffallend nach Arbeit und Fleiß anhört.

Ehrlichkeit:

Was Ehrlichkeit im Bezug auf unsere Kommunikation bedeutet, dürfte allgemein bekannt sein. Früher, bei unseren Großvätern und Urgroßvätern, war es noch üblich, sich das „Ehrenwort“ zu geben. Man reichte sich die Hand, um Verträge zu besiegeln und gab sich das Ehrenwort. Auf das Ehrenwort konnte man sich verlassen, denn wer es einmal brach, dessen Worte waren nichts mehr wert. Man machte mit ihm keine Tauschgeschäfte mehr, was einer Kommunikationsverweigerung gleichkommt. Ins Kaffeekränzchen-Deutsche übersetzt: Er hatte seine Worte (= persönliches Geld) entwertet, so dass man sie nicht mehr annahm. Man traute ihnen nicht.

Was bedeutet nun das „Ehrenwort“ von Verbalesisch ins Monetärische übersetzt? Es bedeutet „Geld mit Golddeckung“.

Das Geld, das noch durch Gold gedeckt war, könnte man mit dem Ehrenwort vergleichen. Man könnte auch sagen, beide sind Zwillingsbrüder. Interessanterweise begann das Ehrenwort im gleichen Zeitraum unüblich zu werden, wie die Golddeckung aufgehoben wurde. Doch da das Geld ohne Golddeckung nur ein Versprechen ist, wäre das Ehrenwort in der heutigen Zeit umso wichtiger, da nur das Ehrenwort das Gold ersetzen kann. Je weniger ein Wort gilt, desto weniger wert ist auch das Geld.

Loyalität:

Loyalität bedeutet Gesetzestreue oder Vertragstreue. Was nichts anderes heißt, als dass man sich an vereinbarte Regeln hält. Auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation, dem „verbalen Tauschgeschäft“, gibt es Regeln. Wer sich nicht daran hält, dem droht früher oder später das gleiche, wie unter Ehrlichkeit beschrieben (s.o.): Man meidet das Gespräch mit ihm, da er als Gesprächspartner nicht mehr wertgeschätzt wird. Ins Monetärische übersetzt: Man meidet das Tauschgeschäft mit ihm, da er als Geschäftspartner nichts taugt. Gesetzestreue und Vertragstreue enthalten auch das Wort „Treue“. Es geht also auch um Verlässlichkeit – ein wichtiger Faktor in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Denn wer „unberechenbar“ ist, mit dem „rechnet“ sich ein verbaler Austausch nicht. Wer „unberechenbar“ ist, mit dem „rechnet“ man irgendwann nicht mehr, um schließlich endgültig mit ihm „abzurechnen“.

Wenn also Herr Otte vom Verfall der Wirtschaftssitten spricht (s.o.), dann klingt das vielleicht etwas altbacken, ist es aber nicht, wie man sieht. Im Gegenteil - das Sprechen über unsere Wirtschaftssitten sollte immer topaktuell bleiben, da von ihnen unsere Gegenwart - und mehr noch - unsere Zukunft abhängt.