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Apfel-Himbeer-DessertÜber Oskar Lafontaine und Kasernenhofmentalität,

über das Für und Wider fixer Wechselkurse.


In seinem Artikel „Oskars wundersame Welt“ ihm SPIEGEL Nr.38/2008 schreibt Christian Reiermann über Oskar Lafontaine: „Als Ursache allen Übels gilt ihm die Abkehr von festen Wechselkursen Anfang der siebziger Jahre. Seitdem könnten sich Spekulanten und andere Finsterlinge an der Not kompletter Volkswirtschaften hemmungslos bereichern, klagt Lafontaine.“


Lafontaine möchte also wieder feste Wechselkurse einführen. Was sollte man von dieser Forderung halten, wenn man von Wirtschaft nichts versteht?

In der Sprache der Wirtschaft (Monetärisch) ist der Wechselkurs der Preis einer Währung gemessen in einer anderen Währung. Er zeigt also den Aufwand, den ich mit meiner eigenen Währung erbringen muss, um eine andere Währung zu kaufen.

Doch was ist der Wechselkurs in der Sprache der Kommunikationspsychologie (Verbalesisch), also unter olgalogischen Gesichtspunkten?


Vergleicht man die Nationen dieser Erde mit Personen (z.B. Sam = USA, Ivan = Russland, Juan = Spanien, etc.), dann entsprächen die jeweiligen Landeswährungen den Wertmaßstäben dieser Personen. Wie ihnen sicherlich bewusst ist, hat jeder Mensch gewisse Wertmaßstäbe, die er anlegt, um andere Menschen und deren Äußerungen zu bewerten. Saddam (= Irak) bewertet Frauen beispielsweise anders als Sam (= USA). Hans (= Deutschland) bewertet Umweltschutz anders als Zhang (= China).

Doch Bewertungen können sich im Laufe der Zeit ändern. Das heißt, die Wertschätzung, die ich einer Person und deren Äußerungen entgegenbringe, ist nicht immer gleich. Sie ist Schwankungen unterworfen.

Oskar Lafontaine möchte jedoch fixe Wechselkurse. Ins Olgalogische (Verbalesische) übersetzt hieße das: Er möchte, dass sich die verschiedenen Personen (Sam, Ivan, Juan, Hans, Saddam, Zhan, etc.) immer die gleiche Wertschätzung entgegenbringen, wie an dem Tag X, ab dem die festen Wechselkurse gelten sollten.

Stellen Sie sich vor: Eine Person, die Sie jahrelang hoch geschätzt haben, ändert sich plötzlich derart, dass deren Taten und Äußerungen Ihren Wertmaßstäben völlig zuwider laufen. Würden Sie diese Person weiterhin im gleichen Maße schätzen wie bisher? Oskar Lafontaine, der Ex-Finanzminister, möchte dies? Wenn er konsequent wäre, müsste er auch Gerhard Schröter heute noch schätzen wie 1998. Dies nur nebenbei.

Betrachte ich nun die Wechselkurse unter olgalogischen Gesichtspunkten, dann stellen sich mir zwei Fragen:

Welche olgalogischen Gründe könnte Lafontaine haben, diese Forderung zu stellen?

Welche olgalogischen Gründe für fixe Wechselkurse gibt es überhaupt?

 

Um letztere Frage zu beantworten, fragen Sie sich einfach einmal, ob Sie selbst bereit wären, ein Auge zuzudrücken, wenn sich eine von Ihnen geschätzte Person einmal nicht so benimmt, wie es Ihren Wertmaßstäben entspricht? Vermutlich wären Sie bereit. Denn je mehr eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zwischen Ihnen und dieser Person herrscht, desto toleranter sind Sie, wenn es darum geht, diese Person zu bewerten. Obwohl Sie mit diesem Verhalten Ihre Bewertung nicht an der Realität ausrichten (denn sie drücken ja ein Auge zu, das heißt, sie sehen nicht mehr alles), kann es unter gewissen Umständen angebracht sein. Zum Beispiel um ein bestehendes Sozialgefüge aufrecht zu erhalten. Sie möchten, dass Ihre Freundschaft oder Partnerschaft nicht leidet, deshalb sehen Sie über gewisse Dinge hinweg. Ob dies gut oder schlecht ist, hängt davon ab, über was Sie hinwegsehen.
Fixe Wechselkurse können also manchmal sinnvoll sein. Aber sind Sie es auch für immer und ewig und überall? Wohl nicht, denn ...

Eine Extremform fixer olgalogischer (verbalesischer) Wechselkurse herrscht auf dem Kasernenhof. Denn da muss der rangniedere Soldat dem ranghöheren Soldat (sowie dessen Äußerungen) immer die gleiche Wertschätzung entgegenbringen ohne ihn zu hinterfragen. Und diese Wertschätzung lautet: „Ich gehorche dir, ohne wenn und aber. Egal, ob ich meinen Spint aufräumen muss oder jemanden erschießen – es ist ein und dasselbe. Denn Befehl ist Befehl.“

Auch auf dem Kasernenhof ist der fixe olgalogische (verbalesische) Wechselkurs angebracht, da hier das Individuum nichts ist und das übergeordnete System alles. Es könnte ohne den fixen olgalogischen Wechselkurs gar nicht funktionieren. Doch sagen Sie ehrlich: Möchten Sie in einer Gesellschaft leben, in der Kasernenhofmentalität herrscht, so wie es in Deutschland noch Anfang des 20. Jahrhunderts der Fall gewesen ist? Oder möchten Sie in einem System leben, in dem das Individuum alles tolerieren muss, nur um ein übergeordnetes Sozialsystem aufrechtzuerhalten? Sowohl die militärische Präsenz als auch die Gleichschaltung der Individuen zugunsten eines Systems erinnern spontan an die Sowjetunion und die DDR. Aber auch ans Dritte Reich.

Zurück zur Frage:
Welche olgalogischen Gründe könnte Lafontaine haben, diese Forderung zu stellen?

Vermutlich entspringt seine Forderung nach fixen Wechselkursen der Affinität, die er im olgalogischen Sinne zu sozialistischen/kommunistischen Systemen hat.

 

Übrigens: Eine interessante Parallele zwischen monetärischen und verbalesischen Wechselkursen zeigt sich auch in der Rolle der Zentralbanken. Während in Systemen mit flexiblen Wechselkursen die Wechselkursänderungen nur durch das Angebots- und Nachfrageverhalten der Marktteilnehmer bestimmt werden, übernimmt in Systemen mit fixen Wechselkursen die Zentralbank eine Steuerungsfunktion, indem sie beispielsweise die eigene Währung so lange kauft oder verkauft, bis der gewünschte Wechselkurs erreicht ist. Bildlich gesprochen: Sie schluckt etwas oder spuckt etwas aus.

Auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation kommt es ab und zu vor, dass man etwas schluckt und wieder ausspuckt. Die Frau schluckt beispielsweise eine immer wiederkehrende Äußerung oder ein Verhalten ihres Mannes, obwohl es nicht ihren Wertmaßstäben entspricht. Sie toleriert das Verhalten, um das Sozialgefüge der Beziehung aufrecht zu erhalten. Doch irgendwann muss sie das Geschluckte auch wieder ausspucken – oder sich auskotzen, um es etwas deutlicher zu formulieren.

Auch der rangniedere Soldat aus dem obigen Beispiel muss eine ganze Menge schlucken. Demütigungen zum Beispiel. Und die lässt er dann in Form von Aggressionen wieder raus. Entweder auf dem Schlachtfeld, in der Familie, im Freundeskreis, im Straßenverkehr.

Der fixe Wechselkurs ist also nicht ganz unproblematisch, da mit ihm ein Status Quo zementiert werden soll und dabei etwas aufrechterhalten wird, was sich u.U. schon lange überlebt hat. Er ist geeignet, die Realität zu vertuschen und deshalb nur für bestimmte Situationen tauglich. Zum Beispiel für solche, in denen es darum geht, ein System zu stabilisieren. Der Wunsch, allerdings, weltweit und auf Dauer fixe Wechselkurse einzuführen, ist verwandt mit dem Wunsch, den Fluss und die Gezeiten des Lebens in feste Bahnen zu zwingen.

Flexible Wechselkurse dagegen entsprechen dem Auf und Ab des Lebens. Doch weshalb sind sie für „Spekulanten und Finsterlinge“ so anfällig? Die olgalogische Begründung lautet wie folgt:

Wenn ich in der zwischenmenschlichen Kommunikation meinen Gesprächspartner immer wieder aufs Neue situationsgerecht bewerte (= flexibler Wechselkurs) statt eine stereotype Bewertung vorzunehmen (= fixe Wechselkurse), dann bleibt Spielraum für Spekulation. Wie Sie aus eigener Erfahrung wissen, kommt es häufig vor, dass wir bei der Einschätzung einer Person aufgrund von Nichtwissen auf Vermutungen angewiesen sind (= Spekulation). Inwieweit wir allerdings diese Vermutungen „für bare Münze nehmen“ und unser Werturteil darauf aufbauen, liegt in unserem eigenen Ermessen. Je mehr wir unsere Wissenslücken mit Vermutungen stopfen, desto mehr wird dem Selbst- und Fremdbetrug Tür und Tor geöffnet (= Finsterlinge und Spekulanten). Doch diesem Selbst- und Fremdbetrug mit starren Bewertungsmaßstäben (= fixen Wechselkursen) zu begegnen, wäre der falsche Weg, da diese – wie bereits oben erwähnt – geeignet sind, die Realität zu vertuschen. Das hieße, die Lügen verschwänden für einige Zeit unter den starren Bewertungsmaßstäben (= fixen Wechselkursen), um irgendwann hervorzubrechen (= böses Erwachen). Angebracht wäre es hingegen, an unseren ethischen Wertmaßstäben (= Eigenwährung) zu arbeiten und uns auf diese Weise selbst Grenzen zu setzen (= zu fixieren). Wer glaubt, eine bestimmte Wechselkursstrategie würde uns vor Wirtschaftskrisen bewahren, ist so naiv wie verantwortungslos. Denn er überträgt die Kontrolle, die er eigenverantwortlich mit allen anderen Mitgliedern einer Gesellschaft ausüben sollte, auf ein System und hofft darauf, dass dieses System ihn beschützt.

Doch ein System ist tot und tut nur das, was wir ihm sagen. Und wenn wir die Verantwortung abgeben, werden „Finsterlinge“ genau darauf „spekulieren“, um das System nach ihren persönlichen Interessen zu missbrauchen.

 

Was ist nun von der Behauptung zu halten, „die Ursache allen Übels sei die Abkehr von festen Wechselkursen“?

 

Nichts! ... Denn vielmehr ist es so, dass die Ursache vieler Übel in unserem Selbst- und Fremdbetrug zu suchen ist, der uns glauben macht, dass wir ungestraft alles tun und lassen können, was uns unsere elastischen Wertmaßstäbe (= flexible Wechselkurse) erlauben.

Korrektur vom 26.09.2008:
Achtung! Im letzten Absatz hat sich ein Fehler eingeschlichen. Elastische Wertmaßstäbe sind nicht analog zu flexiblen Wechselkursen, sondern zu einer weichen Währung. Da der olgalogische Wechselkurs anzeigt, wie ich fremde Wertmaßstäbe bewerte, entspräche ein flexibler Wechselkurs einer veränderlichen Wertschätzung fremder Wertmaßstäbe. Für die Kernaussage des Satzes ist dies jedoch irrelevant, da beide sich gegenseitig beeinflussen.