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Die extremen Preisentwicklungen der letzten Jahre auf den Rohstoffmärkten – insbesondere der Märkte für Grundnahrungsmittel – hat die Frage aufgeworfen, inwieweit Finanzspekulation der Auslöser für derartige Preissprünge sein kann.

Nutznießer von Spekulationsgeschäften leugnen zwar diesen Einfluss, erachten ihn als relativ gering oder sprechen gar von einer stabilisierenden Wirkung der Finanzspekulation auf Nahrungsmittelpreise. Kritiker exzessiver Lebensmittelspekulation hingegen (u.a. Dirk Müller alias Mr. Dax und Markus Henn) sehen einen Einfluss durchaus als gegeben.Mit Hilfe der Olgalogie möchte ich versuchen, den beiden Standpunkten auf den Grund zu gehen.

Wie ein olgalogisches Termingeschäft aussehen kann, habe ich bereits unter „Tante Olgas Kaffeekränzchen, Teil 9“ beschrieben (siehe hier Teil 9!).

Vereinfacht kann man sagen, dass ein Termingeschäft in der zwischenmenschlichen Kommunikation ein in die Zukunft gerichteter Informationsaustausch ist, der u.a. von den Erwartungen der beteiligten Akteure beeinflusst wird. Wie weit der olgalogische Vertragsabschluss und die Erfüllung auseinanderliegen, spielt keine Rolle. Ein Beispiel:
Das olgalogische Termingeschäft
Melanie und Daniel haben sich heute Morgen um 10 in einem Café kennen gelernt und etwa 2 Stunden lang miteinander geplaudert. Sie haben also Informationen ausgetauscht wie Geschäftspartner ihre Waren. Daniel findet Melanie sehr sympathisch und faszinierend und würde den Austausch (
= Handel) gerne fortsetzen. Melanie kann aber erst in 5 Tagen „liefern“, sprich: Daniel mit weiteren Informationen über ihr faszinierendes Seelenleben beglücken. Weil Daniel sehr viel an der Beziehung (= Geschäftsbeziehung) mit Melanie liegt, möchte er „Planungssicherheit“. Deshalb versucht er, sie zu einem nächsten Date zu bewegen. Er vereinbart mit ihr einen Termin (= Termingeschäft) mit Fälligkeit am 5. Tag ab heute, und zwar um 20 Uhr. So weit, so einfach. Jetzt wird’s etwas komplizierter:
Das olgalogische Termingeschäft wird „gehedgt“
Daniel möchte unbedingt, dass das Termingeschäft (
= Verabredung) mit Melanie in 5 Tagen seinen Erwartungen entsprechend erfüllt wird. So sicher ist das aber gar nicht. Zu viele Unwägbarkeiten könnten das Geschäft auf irgendeine Weise platzen oder anders verlaufen lassen, als er es sich aufgrund der heutigen Begegnung versprochen hatte. Es enthält eben ein gewisses Maß an „Spekulation“. Beispielsweise könnte Melanies Wertschätzung für Daniel in 5 Tagen nachgelassen haben (= geringere Nachfrage/geringerer Preis). Um dem vorzubeugen müsste sich Daniel etwas einfallen lassen, wie er sich Melanie gegenüber aufwerten kann. Daniels Selbstwertgefühl (= Eigenkapital) könnte aber auch in 5 Tagen aus irgendeinem Grund dermaßen gelitten haben, dass er seinerseits nur unter erhöhtem Aufwand das „verbale Tauschgeschäft“ erfüllen kann. Vielleicht müsste er sich in diesem Fall bei seinem Kumpel Paul „Fremdkapital“ in Form von aufbauendem Zuspruch holen (= Kredit), um diesen dann gewinnbringend oder absichernd in die eigene Persönlichkeit zu investieren. Die Möglichkeiten, weshalb ein solches Date (= verbales Termingeschäft) platzen kann, sind vielfältig. Ebenso vielfältig dürften aber auch die Wege sein, die jemand geht, um das Date zu hedgen (= abzusichern).
Die Zaungäste des olgalogischen Termingeschäfts
Die Sympathie zwischen Daniel und Melanie beruht u.a. auch auf Qualitäten (
= Güter), die sie im Laufe ihres Lebens schätzen gelernt haben. Worauf man Wert legt, wird von unseren Wertmaßstäben (= Währung) beeinflusst. Diese entwickeln sich jedoch nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum, sondern sind im Gegenteil Ergebnis unserer sozialen Bindungen. Manche Menschen sind stärker von ihrem sozialen Umfeld abhängig, andere weniger stark. Die Wertmaßstäbe von Melanie und Daniel werden u.a. von Menschen ihrer Altersklasse geprägt, speziell ihren Freundeskreisen bzw. Cliquen (= einem bestimmten Markt/Marktsegment). In Melanies und Daniels sozialem Umfeld wird in letzter Zeit sehr häufig und intensiv über ein ganz bestimmtes Thema gesprochen (= intensiv Tauschhandel betrieben). Bei diesem Thema handelt es sich um ein relativ neues gesellschaftliches Phänomen, das in nächster Zeit besonders en vogue sein dürfte. Eine Möglichkeit, sich innerhalb einer Gruppe aufzuwerten – also einen emotionalen Gewinn zu erzielen – besteht darin, sich als Trendsetter und Meinungsführer zu positionieren. Wer die Zeichen der Zeit zuerst erkennt und sie souverän repräsentiert, kann sein Ansehen (Bewertung bzw. Wertschätzung durch andere) in der Gruppe extrem steigern (= Gewinne erzielen). Und die ersten Mitläufer partizipieren vom Glanz des Trendsetters. Dies ist nicht nur in der zwischenmenschlichen Kommunikation so, sondern auch in der Real- und Finanzwirtschaft. Typisch für Mode- bzw. Zeitgeisterscheinungen ist, dass die breite Masse zu Übertreibungen neigt. „Hungrig“ nach sozialer Anerkennung (= finanzieller Zuwendung) orientieren wir uns in unserem Kommunikationsverhalten (= Konsumverhalten) an Meinungsführern und der großen Masse. Und zwar selbst dann, wenn diese unserem Wesen eigentlich zuwider laufen. Keiner möchte emotional verhungern und schaltet lieber sein Gehirn ab, als gegen die Meinungsführer und den Mainstream zu opponieren.
Zurück zum Termingeschäft: Die neuen Wertmaßstäbe, die im sozialen Umfeld von Daniel und Melanie kommuniziert werden, laufen ihren ursprünglichen Interessen zuwider. Sei es, weil sie das allgemeine Ansehen von Daniel mindern, sei es, weil Melanie dem Druck der öffentlichen Meinung nichts entgegenzusetzen hat und sich ihm beugt oder sei es, weil Melanie die neuen Wertmaßstäbe bereitwillig annimmt und Daniels Ansehen in ihren Augen tatsächlich sinkt. Daniel hat jetzt einen erhöhten Auswand, wenn er sich mit Melanie austauschen möchte. Er muss sich Melanies Anerkennung im übertragenen Sinn „teuer erkaufen“. U.U. so teuer, dass ein Gespräch mit Melanie – speziell der verbale Terminhandel mit ihr – trotz olgalogischen Hedgings nicht mehr gelingt.
Die Finanzspekulanten des olgalogischen Termingeschäfts
Die o.g. Zaungäste des olgalogischen Termingeschäfts stehen stellvertretend für all die anderen Marktteilnehmer, die einen Einfluss auf den Terminhandel ausüben – im speziellen und olgalogischen Sinne auf das verbale Termingeschäftvon Melanie und Daniel. Unter diesen Markteilnehmern (
= dem sozialen Umfeld von Melanie und Daniel) gibt es zwei Kategorien: Die Vertreter der olgalogischen Realwirtschaft und die Vertreter der olgalogischen Finanzwirtschaft.
Die ersteren sind eher bestrebt, Worte auszutauschen, die gedeckt sind - also mit adäquater geistiger und emotionaler Substanz unterfüttert. Durch diese Art der Kommunikation versuchen Sie, Ihre soziale Anerkennung zu mehren. Sie gebrauchen also Worte als Mittel des geistigen und emotionalen Austauschs und der Verständigung.
Die letzteren hingegen sind darauf bedacht, lediglich ihr Ansehen zu mehren, indem sie Worte sehr geschickt manipulativ einsetzen. Sie gebrauchen Worte als Mittel der Macht. Ob diese durch irgendetwas gedeckt sind, spielt für sie keine Rolle.
Rhetorik – das verbale Investmentbanking
Da durch geschickten Einsatz der Rhetorik Gedanken- und Kommunikationsströme gelenkt werden können, sind ihre Instrumente vergleichbar den „Finanzinstrumenten“ des Investmentbankings, mittels derer Geldströme gelenkt werden. Und ebenso, wie unsere inneren und zwischenmenschlichen Dialoge unsere Gesellschaft formen, so tun dies auch die Geldströme. Bildlich: Geld und Wort gehen als Führer voran. Aber nur so lange, bis sie sich als „Schein“ entpuppen.
Die Finanzspekulanten und Warenterminbörsen in der zwischenmenschlichen Kommunikation
Wenn Rohstoffproduzenten und –händler an der Terminbörse Geschäfte abschließen, dann sind sie vergleichbar Melanie und Daniel aus obigem Beispiel. Sie sind an der Erfüllung der zugrunde liegenden Leistung interessiert, d.h., auf eine Bestellung sollte auch eine Lieferung folgen. Reine Finanzspekulanten hingegen sind nicht an der Ware interessiert, weshalb es nicht zu einer Lieferung der physischen Ware kommt. Ihnen geht es lediglich um den zu erzielenden Gewinn. Ins Olgalogische (zwischenmenschliche Kommunikation) übertragen heißt das:
Der verbale Finanzspekulant setzt mittels geschickter Rhetorik Worte ein, um sein Ansehen und damit seinen Einfluss zu mehren. Dabei geht es ihm aber nicht um geistige oder emotionale Inhalte. Denn er nimmt von seinem Gegenüber ja nichts an, außer den erzielten Gewinn an Geltung. Er mehrt also in diesem speziellen Austausch (Terminbörse) nicht seinen geistigen und emotionalen Besitz, sondern nur sein Ansehen. Durch dieses Ansehen wertet er sich auf, was ihm – und seinen Worten und Werten - Respekt verschafft. Anders formuliert: Die Worte, die er tauscht (
= zugrunde liegender Basiswert an der Börse), werden höher bewertet, als vorher (=
Preissteigerung). Dabei müssen die Worte, mit der er seine Aufwertung erzielt, nicht einmal durch irgendetwas gedeckt sein. Weniger noch: Da der Börsenhändler nur einen geringen Prozentsatz der dem Geschäft zugrunde liegenden Wertsumme als Sicherheit (Margin) hinterlegen muss, und folglich leicht auf Basis eines Kredits spekulieren kann, haben wir es beim olgalogischen Finanzspekulanten mit einem Menschen zu tun, der „geborgte Worte“ rhetorisch geschickt einsetzt, um sich Respekt und Ansehen zu verschaffen. Konkret kann man sich darunter einen Blender bzw. einen Schaumschläger vorstellen. Oder auch einen PR-Menschen, der für eine Sache geschickt argumentieren kann, jedoch von dieser Sache keine Ahnung hat.